1923-1948: 25 Jahre XX. Jahrhundert. Werke der Kieler Künstler Richard Grune und Heinrich Ehmsen

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Stadtgalerie Kiel, Andreas-Gayk-Straße 31, 24103 Kiel

Ausstellung Kultur

Seit 1988 werden in den Räumen der Heinrich-Ehmsen-Stiftung in der Stadtgalerie Kiel Werke des 1886 in Kiel geborenen Künstlers präsentiert und regelmäßig mit Positionen anderer Künstler*innen in einen Dialog gesetzt. In der aktuellen Ausstellung treffen Grafiken aus den 1920er Jahren und einzelne Malereien Heinrich Ehmsens, die nach dem Ende des 2. Weltkriegs entstanden, auf eine Reihe von Lithografien Richard Grunes.
 
Heinrich Ehmsen (1886 – 1964) übersiedelte 1929 von München nach Berlin. Im Bestand der Heinrich-Ehmsen-Stiftung befindet sich ein größeres Konvolut grafischer Arbeiten, die das großstädtische Leben über die gesamte Epoche der Weimarer Republik spiegeln. In das Zentrum der kritischen Sittenbilder rückt Ehmsen karikaturesk verzerrte Personenstudien; signifikant ist die z.T. vielfache Wiederholung einzelner Szenerien, Charaktere und Personengruppen. Themen und Motive entsprechen denen der kritisch-realistischen veristischen Maler der 1920er Jahre wie Otto Dix, Georg Grosz oder Rudolf Schlichter: Alkoholismus, Invalidität, Vergnügungssucht, Amüsierbetrieb, Prostitution, Armut und Dekadenz. 
1937 wurden Ehmsens Werke in der nationalsozialistischen Ausstellung „Entartete Kunst“ diffamiert. Kurz vor Kriegsende wurde sein Berliner Atelier durch Bomben zerstört. Nach dem Ende des Krieges verarbeitet Ehmsen das Erlebte in seiner Malerei. In den drei ausgestellten Ölgemälden der Nachkriegszeit wird die Zerstörungen und das Leid des Krieges thematisiert. Die dargestellten Figuren, deren hoffnungslose Gesichter vom Erfahrenen gezeichnet sind, spiegeln Verlust, Verzweiflung und Trauer wider.
 
Richard Grune (1903 – 1983) wurde 1903 in Flensburg geboren, 1915 siedelte seine Familie nach Kiel, Gaarden um. An der Kieler Handels- und Kunstgewerbeschule, aus der die heutige Muthesius Kunsthochschule hervorgegangen ist, absolviert Grune eine Ausbildung zum Gebrauchsgrafiker; 1922/23 nahm er an zwei Vorkursen am Bauhaus in Weimar teil, kehrt anschließend nach Kiel zurück, beteiligt sich dort u.a. 1926 an einer Ausstellung in der Kieler Kunsthalle und übernimmt 1927 die kunstpädagogische Leitung der „Kinderrepublik Seekamp“. 
Ein Jahr nach seinem Umzug nach Berlin, wurde Grune 1934 im Zuge einer Verhaftungswelle gegen homosexuelle Männer von der Gestapo festgenommen. Aufgrund der Verurteilung nach §175 war er bis 1945 in verschiedenen Gefängnissen und Konzentrationslagern inhaftiert, darunter in Sachsenhausen und Flossenbürg. Nach der Befreiung kehrte Grune nach Kiel zurück. Getrieben von dem inneren Bedürfnis, von den Schrecken des Lagerlebens zu berichten, schuf er innerhalb weniger Wochen mehr als vierzig Zeichnungen, die Szenen aus den Konzentrationslagern zeigen. Ab Herbst 1945 stellte er diese in mehreren Städten der britischen und amerikanischen Besatzungszone aus. Die Wanderausstellung „Die Ausgestoßenen“ stieß jedoch auf wenig Resonanz; in Kiel wurde sie sogar mutwillig zerstört. Erst Jahrzehnte nach seinem Tod erfuhren Grunes Werke internationale Anerkennung als eindringliche Zeugnisse des nationalsozialistischen Terrors.    

Abb.: Heinrich Ehmsen, Am Ende eines Krieges, 1945, Öl auf Sperrholz, © Nachlass Heinrich Ehmsen, Foto: Helmut Kunde, Strande

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